Jeder gute Shee Genetiker braucht
mal eine Pause und unser Freund, der Einsame Shee
war da keine Ausnahme. Es kam der Moment, wo er
einfach des Genom-Manipulierens etwas überdrüssig
war. Ein ihm bekanntes Gefühl der Unzufriedenheit
hatte sich breit gemacht und ausserdem meldete sein
Abenteuergeist sein Recht an. So beschloss der Einsame
Shee einmal mehr sich in den Warp zu begeben. Wenn
es darum ging, das tägliche Einerlei zu durchbrechen,
konnte man immer auf den Warp zählen!
Ohne lange weiter zu überlegen,
packte er seine übliche Reiseausrüstung
ein und sprang ins nächstgelegene Warp Portal.
Die Plasmaströmung kribbelte, als er durch
das helle, sich drehende Blau des Portals schritt.
Und so war er angekommen. Er fand
sich vor einem offenen Tor stehend, welches zu einem
aus massivem Holz gebauten Gebäude gehörte.
Sein Kinn fiel nach unten - das war nun wirklich
nicht, was er erwartet hatte. Dann aber stahl sich
langsam ein Lächeln auf sein Gesicht. Eigentlich
war es doch genau diese Unvorhersehbarkeit die er
so am Warp liebte - man wusste nie, wo man landete!
In der einen Minute befand man sich noch zu Hause
auf Capillata und dachte nichts böses und in
der nächsten war man mitten drin an einem unbekannten
Ort und Zeit. Herauszufinden, wo man wirklich angekommen
war, das war's doch, was den Spass ausmachte!
Er ging in das Gebäude hinein.
Es war ein grosser Raum, einem Versammlungssaal
ähnlich. Die grossen offenen Fenster in allen
Wänden liessen viel Licht rein und erlaubten
einen guten Überblick. Er spürte, dass
ein Wesen irgendeiner Art hier leben musste. Als
er sich aber in dem Raum umsah, konnte er nichts
entdecken. Keine glänzenden, stattlichen Bondis
die an einem goldenen Strand vorüberstolzierten;
keine ängstlichen Treehuggers, die etwas grosses
Baumähnliches umarmten und keine seiner buntgemusterten
Harlequins. Wenn irgendwelche Wesen hier waren,
dann waren sie nicht so offensichtlich.
Und dann roch er sie. Der kräftige,
moschusartige Geruch männlicher Grendels fand
den Weg in seine Nase. Er wusste nicht, wie weit
sie noch entfernt waren, aber der Gestank wurde
stärker. Er hatte schon früher mit einigen
Grendels fertig werden müssen, aber wenn sie
in Massen auftraten, konnten sie schon zu einem
grösseren Problem als nur gerade ein "ärgerlicher
Zwischenfall" werden. Schnell sah er sich nach
etwas um, was er als Waffe benutzen konnte, bevor
er den Raum verlassen wollte.
Was er fand, liess ihm den Atem stocken.
Er wusste nicht wie, aber er hatte sie völlig
übersehen. An der hinteren Wand des Raumes
waren Trophäen aufgehängt. Zuerst hatte
er sie für Köpfe von rentier- oder hirschartigen
Tieren gehalten. Aber das waren sie nicht - es waren
Köpfe von ... Norns! Die meisten waren erwachsene
Hirschköpfe, die stolz dreiendige Hirschgeweihe
zeigten, aber auch ein paar Hirschkühe - für
die Ewigkeit konserviert mit einem hinterhältigen
Lächeln, was wahrscheinlich von einem perversen
Präparator unter den Grendels in ihr Gesicht
gezwungen worden war.
Für den Shee war es völlig
klar, was es als nächstes zu tun galt. Ohne
zu Zögern nahme er zwei der aufgehängten
Köpfe von ihren Haken - ein Hirsch und eine
Hirschkuh. Er würde vielleicht nicht in der
Lage sein, sie wieder zum Leben zu erwecken, aber
mit etwas Hilfe von einigen seiner treuen Chichi
Norns könnten ein oder zwei überzeugende
Klone davon produziert werden.
Der Grendelgestank wurde unerträglich.
Ohne weiter Verzögerung warf der Shee alles
in seine Reisetasche und aktivierte sein Portalgerät.
Es war gut, dass er sich beeilt hatte, denn gerade
betraten zwei sehr grosse und starke Grendels den
Raum und was er von ihnen als letztes sah, als er
wieder in den Warp eintrat, war bestimmt kein Lächeln
gewesen ....