Die
Magma Norns
Die Geschichte
Der einsame Shee lehnte sich gedankenversunken
zurück. Nicht zum ersten Mal dachte er über
die Frage nach, wie lange es wohl dauern würde,
das Mutterschiff einzuholen. Mit der Zeit Schritt
zu halten war nicht gerade seine starke Seite und
dieses dauernde durch den Warp hüpfen verwirrte
ihn zusätzlich. Der Gedanke schoss ihm durch
den Kopf, dass er sich immer noch nicht sicher sein
konnte, ob die Realität, in der er sich jetzt
befand auch diese war, in der die ganze Sache ihren
Anfang genommen hatte. Auch dieser Gedanke war kein
neuer, jedoch wurde er ihn nicht so schnell wieder
los und es lief ihm dabei immer kalt den Rücken
hinunter.
Wenn er so zurückdachte, er hatte
es so schön einfach geplant - bloss ein Schiff
bauen, das Mutterschiff damit einholen und dann den
andern seine tollen technischen Erfindungen präsentieren.
Er war so erstaunt gewesen, als er damals vor all
diesen Monaten (oder waren es bereits Jahre?) keinen
Shee mehr auf Albia finden konnte. Aber damals erschienen
ihm die Dinge so einfach zu sein. Es gab einfach keinen
Platz für Angst, wenn man sich einen Plan ausdachte.
Ein Schiff wachsen lassen, sich den nötigen Schub,
um die Gravitation zu überwinden, durch die Explosion
der alten Insel holen, der Spur des Mutterschiffs
folgen und hoppla - sofortiges Wiedersehen mit Tee
und Keksen.
Nur während der ganz stillen Stunden,
so wie dieser, hatte der Einsame Shee Zeit für
Gefühle wie Ängste und während er so
vor sich hinbrütete, beschlichen ihn dazu noch
Schuldgefühle. Die alte Insel Albia war immer
ein beliebter Ort für Meditation und Lebenskunst
gewesen - das Wellenschlagen an den Strand und die
Serenade des Liebeshorns hatten ihn zu einem magischen
Ort gemacht- und er hatte dies alles zerstört!
Er tröstete sich mit der Tatsache,
dass er den Ettins, die er zurückgelassen hatte,
klare Anweisungen gegeben hatte, aber es war nicht
genug. Der Entschluss durchfuhr ihn wie ein Blitz:
Es gab nur einen Weg, diesem Unwohlsein ein Ende zu
bereiten, indem er nach Albia warpte, um nachzuschauen,
was sich an dem alten Ort so tat. Angst und Schuld
wurden von Konzentration und Erregung abgelöst,
als er sich daran machte, sein Portal zu kalibrieren
und er durch den bekannten blauen Wirbel schritt.
An Orte zu warpen, die man bereits kannte,
war immer etwas zuverlässiger, aber er musste
zweimal hinschauen, als er in einem öden Land
mit sandigem Boden stand, von dem er erwartet hatte,
der Inbegriff eines Gartens zu sein. Mit grosser Traurigkeit
sah er Yggdrasil, den grossen Baum, der Eckpfeiler
seiner Jugend, jetzt schwarz und kein neuer Spross
war daran zu sehen.
Als er über den Ozean fuhr, hatte
er einen guten Ausblick auf die Insel, und dem Steinkegel,
der nun den einstmalst ruhigen Strand durchbohrte.
Er ging vorüber, stand am Rande des riesigen
Kraters und starrte hinunter ins den geschmolzenen
Kern von Albia. Das Ausmass der Verwüstung überraschte
ihn, aber sah mit Genugtuung, dass zumindest einige
seiner Pläne verwirklicht worden waren. Er sah,
dass der Kern mit einer Lüftung abgedeckt war,
dessen Pläne er einem der zuverlässigeren
Ettins übergeben hatte. Und das neue Aufzugsnetz
war geschaffen worden, um sich zwischen Oberfläche
und unterirdischen Laboratorien bewegen zu können.
Während er sich in Richtung rotglühenden
Kern hinunter begab - die Hitze und Strahlung schlug
ihm entgegen - da sah er plötzlich eine Bewegung
- ein kurzes Aufleuchten von rotem und orangen Pelz
und dann war es auch schon wieder weg. Erregung packte
ihn erneut - wie konnte er es vergessen haben? Hauptsächlich
betrafen seine detailierten Pläne, die er damals
den Ettins gegeben hatte strukurelle Arbeiten an Aliba:
das Abdecken des Kerns, Ersetzen der Aufzüge,
Versiegeln der Genlabors ... alles solche Sachen.
Aber zu dieser Zeit hatte er Annahmen über den
Effekt der Hitze und Strahlung auf ungeborenes Leben
gemacht und hatte die Ettins darum gebeten, Eier hinzulegen,
sobald der Ort wieder einigermassen sicher war. Konnte
diese Bewegung, die er gesehen hatte, wirklich von
einem Norn stammen? Wenn ja, dann konnte es sich dabei
nur um ein Exemplar aus den Eiern handeln, die die
Ettins hier gestapelt hatten.
Er erreichte den Boden des Vulkankerns
und eilte freudig dahin, wo er die Bewegung gesehen
hatte. Er freute sich so, dass er beinahe den Grendel
übersehen hätte! Wieso er den Gestank nicht
gerochen hatte, würde er nie herausfinden. Der
Schreck, in einen Grendel zu rennen wurde aber verdrängt
von dem was er nun sehen konnte: der Grendel hatte
einen wunderschön gemusterten Norn gegen eine
Stahltüre in die Enge getrieben! Und er lachte
bösartig, während er seine Fäuste öffnete
und schloss, in Erwartung, bald Spass zu haben! Ohne
zu Denken, fummelte der Shee an seiner Portal Kontrolle
herum und zappte den Grendel werweisswohin. Der Norn
war sehr abgemagert, aber hatte das wohl tollste feurig
rot und orange gemusterte Fell, das er je gesehen
hatte! Der Norn zitterte deutlich nach diesem beinahe
tödlichen Erlebnis und die Anwesenheit des Einsamen
Shees schien ihn nicht im mindesten zu beruhigen.
Als er sich umsah, entdeckte er, dass
die Höhle am Boden des Vulkans mit Stahl und
Felsen eingeschlossen war. Die riesige Türe,
obwohl verschlossen, schien der einzige Weg in die
unterirdischen Labors zu sein. Auf dem Boden verstreut
lagen Schalenreste und Knochen - aber frisch waren
diese nicht. Augenblicklich realisierte der Shee das
Schicksal, das seine Versuchseier ereilt haben musste.
Die Eier waren hier hergelegt worden, aber die armen
ausgeschlüpften Norns hatten nichts zu Fressen
und waren wohl alle in dieser feurigen Gefängniszelle
verhungert. Ob dies der letzte war? Wie viele Eier
wohl anfänglich hier hergelegt worden waren?
Die Knochen auf dem Boden erzählten nicht von
zehn, eher von Hunderten von verschwendeten Leben.
Die Ettins verfluchend (und sich selber, dass er ihnen
eine solch schwierige Verantwortung als erstes aufgebürdet
hatte) suchte er in seinen Taschen nach Essbarem.
Ein heftiges Krachen unterbrach ihn.
Als er sich umdrehte, sah er einen Grendel grinsen
und aufstehen. Als der Shee aufsah, gefror ihm beinahe
das Herz, der Hitze des Kerns, die in seinem Gesicht
brannte zum Trotz. Auf einer aufgestellten Plattform
lagen unzweifelhaft Grendeleier und eben gerade sprangen
zwei erwachsene Grendels davon herunter. Und da oben
waren noch viel mehr, die zu ihm heruntergrinsten!
Mit so vielen Grendels konnte er es
nicht mit einem Mal aufnehmen. Daher bewegte er sich
mit gezwungener Gelassenheit auf den Norn zu und fischte
nach seinem Portalgerät. Die Grendels kamen bedrohlich
näher, als er sein Portalgerät zu fassen
bekam. Drei mehr von ihnen sprangen gerade auf den
Boden herunter. Sie waren nicht so gross wie die Grendels,
die er gesehen hatte, wo die Fallows lebten, aber
so viele davon konnten ganz schön gefährlich
werden!
Sein Herz raste, als er das Gerät
auf Zielort "Capillata" einstellte und in
das wohl gemeinste grüne Gesicht starrte, das
auf ihn zukam. Der Grendel streckte schon den Arm
aus, der Gestank war unerträglich, die Spucke
rann ihm über's Kinn, seine Armmuskeln zuckten
und er hob eine Faust, um zuzuschlagen! Blitzartig
schnappte sich der Shee den Norn, aktivierte sein
Portalgerät und fiel in die blaue Sicherheit
des Warps.
Sie landeten mit grosser Wucht auf Capillata.
Der Shee war sehr traurig und weinte um die Generationen
von Norns, die ihr Leben gefangen mit den Grendels
in diesem heissen Loch verbracht haben mussten. Zumindest
hatte er es geschafft, den Letzten seiner Art zu retten
und dies tröstete ihn ein wenig.
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