Die
Siamesen Norns
Die Geschichte
Nicht Abenteuergeist und auch nicht
Langeweile war es, was ihn dieses Mal antrieb. Der
einsame Shee war begierig nach mehr Informationen
über die garstigen Grendels, denen er begegnet
war, als er die Fallow Norns gefunden hatte. Irgendetwas
an ihnen hatte ihm Furcht eingejagt, und er mochte
das ganz und gar nicht. Es musste aufbrechen, um das
Dunkel des Unbekannten mit dem Licht des Wissens zu
erhellen.
Er folgte seiner Nase, und zwar buchstäblich,
nachdem ihm der bekannte Gestank in dieselbe gestiegen
war. Er fand sich in einer Welt voller Schatten wieder.
Keine strahlende Sonne oder ein Mond am Himmel, was
die Sterne um so heller scheinen liess. Es gab hier
Grendels, genau dieselben, die er schon einmal getroffen
hatte. Aber seltsamerweise zeigten diese nicht das
geringste Interesse an ihm. Es sah fast so aus, als
ob sie ihn nicht sehen konnten! Schnell machte er
sich Notizen über einige der Details, die sie
von normalen Grendels unterschieden. So zum Beispiel
etwas, was wie eine vergoldete Rückenpanzerung
aussah. Aber es war schwierig, bei solch schwachem
Licht etwas klar erkennen zu können.
Er fand diese Welt der Schatten enervierend;
aber immerhin hiess es auch, dass er sich kaum Mühe
geben musste, sie zu entdecken, da er sich nicht gross
umsehen konnte. Und was er dann fand, trieb ihm mehr
als nur eine Träne in die Augen: Ein Dutzend
niedlicher aber schmutziger Norns mit einer siamesenartigen
Fellzeichnung, gefangen in einem grossen Käfig.
Sie sahen wie eine verängstigte Gruppe kleiner
Kätzchen aus, die zu Weihnachten verschenkt und
hinterher vergessen worden waren. Nicht wie Schosstierchen,
mehr wie Gefangene sahen sie aus - auf ewig eingesperrt
in diesem Käfig. Die kuschligsten, süssesten
Dinger, jetzt verwahrlost, zerzaust ... ungeliebt
... Was für ein Monster war zu so was fähig?
Ein Grendel? Konnte wirklich ein Grendel dafür
verantwortlich sein? Er war sich da ganz und gar nicht
mehr sicher. Vor seinem geistigen Auge sah er Bilder
von Fallow Norn Trophäen. Grendels waren nicht
bekannt, dass sie solche Dinge taten. Grendels fehlten
üblicherweise dazu die Fähigkeit.
Diese scheuen Siamesen Norns schienen
eine ganze Reihe von verschiedenen Fellfarben zu tragen.
Von einem hellen Blau über solche, die eher eine
mittelgrüne Farbe hatten, bis zu einem schönen
warmen Rot. Dem Shee gefiel dies sehr und er fragte
sich, ob dies wohl genetische Ursachen hatte und ob
er wohl in der Lage sein würde, daraus gelbe,
violette und blaugrüne Siamesen Norns zu züchten,
wenn er welche mit den Grundfarben kreuzte?
Nun, wie vorhersehbar war sein nächster
Schritt? Er öffnete den Käfig und befreite
die Norns. Er konnte es nicht länger mit ansehen,
wie sie da drin zusammengepfercht waren und ihr nornisches
Schreien weil sie sich über die Beengtheit beschwerten,
bereitete ihm Kopfschmerzen. Welches grausame Individuum
hatte diese Norns so eingesperrt? Er konnte sich nicht
mit dem Gedanken anfreunden, dass nur Grendels dafür
verantwortlich sein sollten. Grendels konnten durchtrieben
sein und waren für ihre Brutalität bekannt.
Aber sie besassen nicht genügend Gehirnlappen
und Neuronen, um so pervers im Kopf zu werden, so
mit den Norns umzugehen. Oder doch?
Er hatte das Gefühl, seine Nackenhaare
sträubten sich seidem er die Fallow Norn Trophäen
gerettet hatte. Die Grendels hatten ihm Angst gemacht
und der Gedanke an sie verfolgte ihn. Was hatten diese
Grendels vor, und wieso? Und wieso genau schienen
sie so intelligent zu sein, wo sie doch genau so gut
oder schlecht weiter als die nächste Möhre
und an Kisspopping denken konnten wie ihre Cousins,
die Norns, so viel wusste der Einsame Shee. Die Grendels,
die er hier gesehen hatte, schienen sich überhaupt
nicht daran zu stören, dass er hier war. Langsam
wurde die Sache hier wirklich interessant!
Er versammelte die ängstlichen
Siamesen Norns um sich herum und aktivierte sein Portalgerät.
Keiner der Grendels hatte den Versuch unternommen,
ihn dabei zu hindern. Er fragte sich, ob die Grendels,
die damals aufgetaucht waren, als er die Fallow Norns
gefunden hatte, ihn vielleicht auch nicht gehindert
hätten. Er wunderte sich, wieso diese Grendels
scheinbar an den Anblick eines Shee gewöhnt waren.
Typischerweise waren Grendels angesichts eines Shees
nicht unterwürfig und so weit er wusste, war
er der einzige Shee, der je durch den Warp gereist
war.
Zurück auf Capillata verbrachte
der Shee einige Zeit damit, seine neu gefundenen Schosstierchen
zu säubern! Er nahm sich zusätzlich Zeit,
um saftige Zitronen für sie zu sammeln. Die Norns
schienen auf diese Behandlung sehr gut anzusprechen
und als sie dann einmal gewaschen und gekämmt
waren, sahen sie richtig vorzeigbar aus. Im Moment
waren sie also sicher und zufrieden, wie alle Norns
des Shees. Aber wie lange würde er wohl die drohende
Gefahr der Grendels fernhalten können?
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